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Artikel aus der Meppener Tagespost vom 10.10.08


„Ich wollte ja nicht schwul sein“
Von Frauke Backs
Meppen.
Auch wenn das Thema Homosexualität aus den Medien mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist: Schwule sehen sich besonders in ländlichen Bereichen immer noch vor einige Probleme und Vorurteile gestellt.

 
 
 

Der 17-jährige Max zum Beispiel möchte seinen richtigen Namen nicht nennen, da er Angst vor Nachteilen bei der Ausbildungsplatzsuche hat. Der 32-jährige Markus Freesemann hingegen möchte sich nicht mehr verstecken und hat in Meppen jetzt einen Schwulenstammtisch gegründet. Doch auch bei ihm war die Homosexualität in beruflicher Hinsicht ein Stolperstein: „Ich bin nach der Ausbildung nicht übernommen worden, obwohl die Stelle mir schon sicher war“, berichtet der Heilerziehungspfleger über sein Ausscheiden bei einem früheren Arbeitgeber.
Beide Stammtischmitglieder haben relativ früh bemerkt, dass sie sich zu Männern hingezogen fühlen. Doch mehr Gemeinsamkeiten gibt es bei ihren Erfahrungen in der Jugendzeit nicht. Während Max mit 14 Jahren schon sehr früh sein Outing hatte, also Eltern und Freunden von seiner Orientierung erzählte, gingen für Markus Freesemann erst einmal einige Jahre mit Versteckspielen ins Land. „Ich habe zwar erste Erfahrungen gesammelt, aber ich habe beschlossen, es keinem zu sagen. Ich habe das sogar bekämpft, ich wollte ja nicht schwul sein. Ich komme aus einem kleinen Dorf im Kreis Leer, da galt das quasi noch als Krankheit, wo die Leute einem sagten, man wäre damit angesteckt worden“, berichtet er.
Für Max verlief die persönliche Offenbarung eher positiv. Seine Mutter sprach ihn von selbst auf das Thema an, und auch die Freunde reagierten mit einer großen Selbstverständlichkeit. „Ich habe mit meinem Outing nur gute Erfahrungen gemacht“, erklärt er in der Rückschau. Besonders stolz ist er darauf, dass seine Eltern sich mit ihm auseinandergesetzt haben, denn vor allem für seinen Vater war die neue Situation zunächst nicht ganz leicht: „Meine Eltern und ich haben uns zwei, drei Monate lang viel darüber unterhalten, aber sie haben mich nicht merken lassen, dass es am Anfang schwer für sie war. Auch die Reaktion meiner Großeltern war gut, meine Familie hat einfach super reagiert.“
Markus Freesemann, der etwa seit der neunten Klasse sicher wusste, dass er schwul ist, hatte sich, bis er Anfang 20 war, eine Scheinwelt aufgebaut, eine „Heterowelt“, wie er es nennt. Bei einem Neujahrsrundgang mit seiner Clique wollte er sich dann endlich seinen Freunden offenbaren, vor allem auch deshalb, weil er sich schwer verliebt hatte. Zuerst erzählte er es seiner besten Freundin, dann nach und nach den anderen Freunden.
„Da ist ein Knoten geplatzt, und ich dachte, jetzt kann ich endlich leben“, beschreibt er seine Erleichterung, sich nicht mehr verstecken zu müssen. Der schwerste Schritt stand für ihn jedoch noch aus, nämlich das Gespräch mit seinen Eltern. Ein Bekannter riet ihm, dies in Form eines Briefes anzufangen, und eines Tages, als seine Mutter ihn wieder einmal fragte, ob irgendetwas mit ihm los sei, ging er den Brief holen und drückte ihn ihr einfach in die Hand. „Wir haben beide geweint, aber irgendwann hat sie gesagt, es sei in Ordnung“, erinnert er sich. Freesemann sagt selbst, dass er schwer damit zu kämpfen hatte, schwul zu sein. „Ich war in meinem Dorf damit ganz alleine, es gab ja sonst keinen“, erläutert er.
Die beiden Meppener möchten erreichen, dass in der Öffentlichkeit mit dem Thema Homosexualität ganz normal umgegangen wird. „Einige Schwule bauschen das ja auch selbst so auf, alleine durch diesen Begriff Coming-Out. Muss ich mich hinstellen und sagen, ich bin anders? Hat etwa ein Heterosexueller ein Coming-Out?“, fragt Freesemann. Er will vor allem vermitteln, dass junge Schwule keine Angst vor einem offen homosexuellen Leben haben sollen: „Natürlich wird man angeguckt, wenn man händchenhaltend durch die Stadt läuft, aber die Akzeptanz ist gar nicht so schlecht, auch im Emsland nicht“, betont der 32-Jährige. „Man sollte von Anfang an damit umgehen und nicht so lange warten, wie ich es getan habe. Das ist zu viel Ballast“, weiß Freesemann.
Er lädt alle Interessierten zum offenen Schwulenstammtisch ein, der Homosexuellen in der Kreisstadt vor allem einen Anlaufpunkt für Gespräche und gemeinsame Freizeitgestaltung bieten soll. Er findet einmal pro Monat in einer Gaststätte in der Innenstadt statt.
 
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